Vielleicht geht es dir ähnlich wie mir. Als ich begonnen habe, mir einen kleinen Pflanzendschungel aufzubauen, habe ich schnell gemerkt, wie wichtig es ist, richtig zu gießen. Auch der Standort und die Luftfeuchtigkeit wurden schnell von Relevanz. Was ich aber sehr lange ignoriert habe, war das Thema Substrat. Ich habe mich einfach nie vollständig damit auseinandergesetzt. Dabei ist das passende Substrat für deine Zimmerpflanzen schon der halbe Erfolg. Es ist also an der Zeit, einen genaueren Blick auf das Thema zu werfen.
Übersetzt werden kann Substrat mit Nährboden oder Unterlage. Dabei kannst du dir merken, dass ein Substrat, für egal welche Zimmerpflanze, die folgenden Ansprüche erfüllen sollte:
- locker und damit luftdurchlässig
- strukturstabil (die luftige Struktur bleibt möglichst lange bestehen)
- schnelle Aufnahme von Wasser
- guter Speicher von Nährstoffen
- PH-Wert von 6
Hinzu kommt, dass jede Pflanze weitere, individuelle Ansprüche hat. Bevor du jetzt aber aufhörst zu lesen: Ich verspreche dir, es ist gar nicht so kompliziert, wie es scheint. Lass uns doch gemeinsam in das Thema einsteigen.
Fertige Pflanzenerde oder Substrat selber mischen?
Auch wenn viele in der Pflanzencommunity bereits ihr Substrat selber mischen, ist dies – insbesondere als Beginner – kein Muss. Schon mit den handelsüblichen fertiggemischten Substraten kannst du es deinen Pflanzen recht machen. Achte dabei nur darauf, dass du die Ansprüche deiner Pflanzenart berücksichtigst und das passende Pflanzensubstrat nutzt.
Pflanzenerde ist eine mit Dünger angereicherte Mischung aus anorganischen und organischen Bestandteilen. Hauptbestandteil ist dabei häufig Torf.
Exkurs Torf: Torf ist häufig Bestandteil von handelsüblicher Pflanzenerde. Drei spezielle Eigenschaften sind der Grund dafür: Torf ist schwammähnlich und damit besonders leicht. Torf entwässert das Substrat. Und Torf speichert Wasser extrem gut. Klingt erstmal super, oder? Mit den Eigenschaften ist torfhaltige Pflanzenerde vor allem für Begonien und Farne geeignet.
Aber: Torf wird aus dem Moor gewonnen. Zur Gewinnung des Torfs werden Moore abgebaut. Die Moore können danach nicht mehr wiederhergestellt werden. Die Nutzung von torfhaltiger Erde ist damit extrem umweltschädlich. Hinzu kommt – ist ein torfhaltiges Substrat einmal ausgetrocknet, ist es verdichtet und kann das Wasser kaum noch aufnehmen.
Achte beim Kauf deiner Pflanzensubstrate deswegen bitte immer darauf, dass es sich um torffreie Erde handelt. Torffreie Substrate sind umweltschonend und biologisch aktiv. Als Alternative für Torf wird zum Beispiel häufig der nachwachsende Rohstoff Rindenhumus eingesetzt.
Universalerde
Universalerde ist grundsätzlich für alle Pflanzen gut geeignet – seien es Zimmerpflanzen, Balkonpflanzen, blühende oder Grünpflanzen. Hochwertige Universalerde hat einen hohen Anteil an Kompost. Außerdem sind häufig Perlit und Ton untergemischt.
Grünpflanzenerde
Im Vergleich zur Universalerde unterscheidet sich Grünpflanzenerde in der Düngung. Grünpflanzenerde ist stickstoffbetont etwas stärker gedüngt, da Stickstoff für ein kräftiges Blattwachstum sorgt. Es lohnt sich also direkt Grünpflanzenerde zu wählen, wenn du hauptsächlich nicht blühende Zimmerpflanzen hast.
Anzuchterde
Wenn du allerdings Ableger oder ganz frische Jungpflanzen in Erde pflanzen möchtest, wähle bitte zunächst Anzuchterde. Anzuchterde ist besonders feinstrukturiert und enthält keinen oder sehr geringen Düngerzusatz. Eine zu starke Düngung kann die zierlichen Wurzeln deiner Ableger schnell verbrennen. Häufig enthält Anzuchterde außerdem groben, gewaschenen Sand, Torf oder Vermiculit. Hab hier also auch ein Auge darauf, dass du torffreie Erde kaufst.
Kakteenerde
Insbesondere bei Kakteen und Sukkulenten ist es wichtig, dass du auf spezielle Kakteenerde zurückgreifst. Beide Gattungen speichern das Wasser bereits im Inneren der Pflanze und brauchen daher keine stärkere Zufuhr an Wasser. Das Substrat für Kakteen ist besonders mineralstoffreich und enthält einen hohen Anteil an groben Sand. Sand zieht die Feuchtigkeit aus dem Substrat gut heraus. Außerdem enthalten sind oftmals Lavagrus und Ton oder Lehm. Achtung: auch Kakteenerde enthält häufig viel Torf.
Orchideensubstrat
Auch für Orchideen empfiehlt es sich, ein spezielles Substrat zu wählen. Orchideensubstrat ist sehr grob, gut durchlässig für Luft und Wasser sowie strukturstabil und nährstoffarm. Bestandteile sind häufig Torffasern, grobe Torfböden, Rindenmulch und weitere Zusatzstoffe, wie Holzkohle und Kokosschalen.
In der Regel bekommst du jedes Substrat in 5 Liter Säcken. So kannst du die Anschaffungskosten für viele verschiedene Pflanzenarten erst einmal gering halten. Der Umwelt wegen ist es nur wichtig, dass du darauf achtest möglichst torffreie Erde zu kaufen.
Die verschiedenen Bestandteile von Pflanzensubstrat
Und wenn du nun doch dein Substrat mal selber mischen möchtest, dann solltest du die Eigenschaften der verschiedenen Bestandteile genau kennen. Schauen wir uns die wichtigsten mal in alphabetischer Reihenfolge an.
Aktivkohle
Der besondere Vorteil von Aktivkohle ist, dass die Erde neutralisiert wird, indem der PH-Wert gesenkt wird. Aktivkohle entzieht dem Substrat außerdem unangenehme Gerüche, indem sie adsorbiert werden, und wirkt bakterienhemmend. Als Grundschicht kann Aktivkohle auch für Entwässerung sorgen.
Kokoserde
Kokoserde besteht aus getrockneten Fasern von Kokospalmen. Sie ist damit rein organisch und vollständig biologisch abbaubar. Kokoserde ist besonders leicht und ergiebig. Häufig bekommt man sie gepresst in einem Ziegel. Der Ziegel wird in Wasser aufgeweicht.
Anschließend kann Kokoserde wie Anzuchterde oder in einer Substratmischung eingesetzt werden. Auch nach Überwässern oder Austrocknen verliert Kokoserde seine Struktur nicht und nimmt Wasser weiterhin auf. Kokoserde gilt deswegen auch als gute Alternative für Torf. Man muss jedoch bedenken, dass Kokoserde selbst kaum Nährstoffe enthält.
Perlit
Bei Perlit handelt es sich um einen anorganischen Hilfsstoff. Perlit fördert nicht nur die Entwässerung, sondern auch die Belüftung deines Substrats. Perlit ist damit dein Geheimwaffe, wenn du dazu tendierst, zu viel zu gießen.
Du kannst Perlit außerdem als prima Anzuchtmedium nutzen. Vor allem Syngonien entwickeln richtig gute Wurzeln in reinem Perlit. Vergiss dabei aber nicht, dass Perlit keine Nährstoffe enthält und diese deswegen mit Flüssigdünger für Hydrokulturen bei ausgewachsenen Pflanzen regelmäßig zugeführt werden müssen.
Pon
Als Pon wird das Pflanzengranulat der Marke Lechuza bezeichnet. Das Pflanzengranulat setzt sich aus den rein mineralischen Bestandteilen Bims, Zeolithe sowie Lava zusammen. Pon wird in der Regel in Kombination mit einem Selbstbewässerungssystem genutzt. Dabei werden die Pflanzen vollständig von der Erde befreit und direkt in dem Granulat platziert. In Kombination mit einem Selbstbewässerungssystem muss nur sehr selten gegossen werden.
Allerdings ist Pon stark vorgedüngt, sodass das Reservoir nur alle 6 Monate mit neuem Langzeitdünger aufgefüllt werden muss. Das Pflanzengranulat eignet sich daher weniger zur Anzucht von Pflanzen oder Jungpflanzen mit zarten Wurzeln wie Syngonien. Die Wurzeln würden bei der starken Düngung schnell verbrennen.
Sand
Wenn du Sand in dein Substrat mischen möchtest, achte dabei unbedingt darauf, dass du speziellen Gartensand oder gewaschenen Sand nutzt. So kannst du sicherstellen, dass der Sand keine unerwünschten Salze oder Verunreinigungen enthält. Zur Erinnerung: grober Sand speichert Wasser nicht so gut und entwässert das Substrat damit eher. Daher ist Sand vor allem bei Substraten für Kakteen und Sukkulenten gut geeignet.
Sphagnum Moos
Von Sphagnum Moos oder Torfmoos hast du sicher schon häufiger in der Pflanzencommunity gehört. Dieses Moos ist etwas faserreicher als normaler Torf. Sphagnum Moos ist insbesondere für die Anzucht von Pflanzen oder das Abmoosen von Luftwurzeln geeignet. Es speichert Wasser bis zu dem 20fachen seines Eigengewichts und gibt es erst dann an die Pflanze weiter, wenn diese es benötigt. Es ist außerdem luftdurchlässig und eignet sich gut zur Regulierung des PH-Wertes. Aber auch hier gilt, sei dir immer bewusst, was für Auswirkungen die Nutzung von Sphagnum Moos auf die Umwelt hat.
Tongranulat
Tongranulat kann ebenfalls vielseitig eingesetzt ein. Die bekannteste Marke des gebrannten Tongranulats ist Seramis. Gewöhnlich topft man die Pflanze mit anhaftender Erde in das Granulat. Alternativ kannst du deine Pflanze aber auch ausschließlich in Tongranulat setzen. Tongranulat hat eine immense Wasserspeicherkraft und ist deswegen auch nicht für jede Pflanze geeignet. Das Granulat sorgt für eine gute Durchlüftung, verdichtet und altert nicht.
Wenn du häufig Probleme mit Trauermücken hast, kannst du das Granulat auch als eine dünne Schicht auf dein Substrat legen. Dadurch können die Schädlinge keine Larven mehr in die Erde setzen. Auch das Tongranulat musst du regelmäßig düngen, damit genug Nährstoffe die Pflanze erreichen.
Vermiculit
Bei Vermiculit handelt es sich um einen anorganischen Mineralstoff. Ähnlich wie Perlit fördert Vermiculit die Entwässerung und unterstützt bei der Belüftung der Erde.
Hydrokultur oder Pflanzenerde?
Einen eigenen Abschnitt ist das Thema Hydrokultur wert. Dem Begriff Hydrokultur können auch die Begriffe Leca und Blähton gleichgesetzt werden. Wichtig zu wissen ist, dass sich diese Tonkügelchen von dem Tongranulat (bzw. Seramis) unterscheiden. Der aufgeschäumte, gebrannte Ton speichert im Vergleich zum Tongranulat nämlich kaum Wasser und dient dazu, Pflanzen Halt zu geben. Außerdem wird Blähton in der Regel nicht in Kombination mit Erde eingesetzt, sondern ausschließlich alleine.
Bei Hydrokultur ist die Gefahr, falsch zu gießen, sehr gering. Die Pflanze nimmt immer nur genau so viel auf, wie sie braucht. Außerdem kann sich kein Schimmel bilden.
Auch Blähton eignet sich hervorragend für die Anzucht von Ablegern und jungen Pflanzen. Bei ausgewachsenen Pflanzen beachte aber unbedingt, dass spezieller Flüssigdünger nötig ist, um der Pflanze wichtige Nährstoffe zu liefern. Spüle Topf und das Granulat außerdem regelmäßig einmal durch (ca. alle 6 Wochen). Leca tendiert dazu, über die Zeit einen wesentlich höheren PH-Wert zu entwickeln, als für die Pflanze gut ist.
So mischst du dein Pflanzensubstrat selbst
Es gibt viele verschiedene Varianten, Pflanzensubstrat selbst zu mischen. Dabei kommt es natürlich auch darauf an, für welche Pflanze du ein Substrat mischst, wie dein eigenes Gießverhalten ist und welche Art von Topf du nutzt.
Ich habe herausgefunden, dass diese Kombination gut für mich funktioniert. Dabei möchte ich darauf hinweisen, dass meine Pflanzen nicht in Tontöpfen sondern in Plastiktöpfen stehen.
- Mische als Basis Grünpflanzenerde mit Kokoserde.
Mische zunächst einmal handelsübliche und torffreie Grünpflanzenerde mit Kokoserde. Dabei kannst du das Verhältnis 1:1 anwenden. So hast du schon mal eine leicht vorgedüngte Basis für deine Pflanze geschaffen. Durch die Kokoserde bleibt die Mischung strukturstabil und verklumpt nicht.
- Füge der Mischung Perlit hinzu.
Füge anschließend Perlit zu deiner Mischung hinzu. Perlit entzieht das Wasser und belüftet das Substrat. Es eignet sich besonders, wenn du dazu tendierst, zu viel zu gießen. Damit die Eigenschaften von Perlit auch nützlich werden, wähle das Verhältnis 1:2 zu deiner eben gemischten Basis.
- Nutze Aktivkohle.
Wenn du deiner Mischung noch Aktivkohle hinzufügst, kann dies geruchsneutral und bakterienhemmend wirken. Bei einer durchschnittlichen Topfgröße von ca. 12 cm kannst du einen Esslöffel Aktivkohle hinzugeben.
- Mische dein Substrat gut durch.
Hast du alle Bestandteile hinzugefügt, mische den Mix einmal gut durch.
- Füge eine Schicht Blähton als Drainage in deinen Topf.
Bevor du deine Mischung jetzt direkt in deinen Topf gibst, empfehle ich dir noch eine Schicht Blähton unten in den Topf zu geben. Auch Blähton wirkt entwässernd und hat damit die Funktion einer Drainage in deinem Topf. Anschließend kannst du dein fertiges Substrat einfüllen und die Pflanze eintopfen.
Wenn du noch Fragen zum Thema Pflanzensubstrat oder Substrat selber mischen hast, kannst du dich jeder Zeit gerne bei mir über Instagram oder WhatsApp melden. Ich freue mich auf dein Feedback.