Viele von uns haben im Jahr 2020 erst so richtig mit dem Pflanzen sammeln angefangen. Lange genug hat uns die aktuelle Covid-Situation eingeschränkt. Mit den Pflanzen haben wir uns die eigenen vier Wänden verschönert. Doch so langsam können wir darauf hoffen, bald wieder in den Urlaub fahren zu können. Aber wer kümmert sich dann eigentlich um den Pflanzendschungel?
Bevor du dir jetzt vor Sorgen den Kopf zerbrichst, stellst du dir am besten erstmal ein paar Fragen. Dabei helfe ich dir gleich. Im Anschluss kannst du dich für eine, für dich passende, Pflanzenbewässerung entscheiden und vorab schon mal gemeinsam mit deinen Pflanzen üben.
Ab wann ist eine Urlaubsbewässerung sinnvoll?
Bevor wir beginnen, möchte ich nochmal an die wichtigsten Faustregeln der Pflanzenpflege erinnern:
- Die häufigsten Probleme bei der Pflanzenpflege passieren durch Überwässern. Das heißt, die meisten von uns tendieren dazu, zu viel zu gießen. Dabei überleben Pflanzen tendenziell eher Trockenphasen, als einen feuchten Stand.
- Je mehr Licht eine Pflanze bekommt, desto mehr Photosynthese kann sie betreiben, entsprechend höher ist ihr Bedarf an Wasser. Anders gesagt: Pflanzen im Nordzimmer brauchen weniger Wasser als Pflanzen am Südfenster.
- Pflanzen sollten nicht nach Termin, sondern nach ihrem Bedarf gegossen werden. Stell dir vor, deine Pflanzen am Südfenster bekommen in einer Woche 35 Grad und Vollsonne, und in der nächsten Woche regnet es bei 15 Grad durchgängig. Jetzt gießt du aber jeden Sonntag. In Woche 1 könnten deine Pflanzen nahezu verdursten, während sie in der zweiten Woche vermutlich zu viel Wasser erhalten.
Mit diesen Faustregeln im Kopf, solltest du dir folgende Fragen stellen, bevor du in den Urlaub fährst:
- Wie sind die Lichtverhältnisse in deiner Wohnung?
- In welchem Substrat stehen deine Pflanzen?
- Wie lange fährst du weg?
- Wie häufig gießt du deine Pflanzen?
- Hast du die Tendenz zu viel zu gießen?
Und jetzt wägen wir einmal anhand eines Beispiels ab: Ich selbst lebe in einer Wohnung mit eher dunklen Lichtverhältnissen. Ungefähr die Hälfte meiner Pflanzen stehen in Pon oder Perlit, die übrigen in meinem Substratmix. Bei Pon oder Perlit (Hydrokultur) wird sowieso sehr selten gegegossen und mein Substratmix enthält eine Drainageschicht aus Blähton, die auch als Wasserspeicher dient. Zwei Pflanzen benötigen nach ca. eine Woche wieder Wasser, die anderen gieße ich häufig erst nach 10 Tagen. Die meisten meiner Pflanzen, die ich verliere, verliere ich aufgrund von Wurzelfäule. Heißt also, dass ich vermutlich sogar zu häufig gieße.
Mit ein kleines bisschen Vorbereitung kann ich meine Pflanzen also relativ entspannt bis zu 14 Tage alleine lassen, ohne dass ich jemanden um Hilfe bitten oder spezielle Vorkehrungen treffen muss.
Mit diesen Tricks brauchst du keine spezielle Pflanzenbewässerung
Wenn du, wie in meinem Beispiel, gerade so lange im Urlaub bist, dass deine Pflanzen es mit einer kleinen Trockenperiode aushalten, gibt es noch ein paar Tricks, die es erträglicher für deine Pflanzen machen.
Als erste Empfehlung rate ich dir, deine Pflanzen vom Fenster weg zu stellen. Bei einem Südfenster vermeidest du so Verbrennungen, wenn die Sonne zu intensiv wird. Ansonsten gilt nämlich auch hier wieder, stehen die Pflanzen weiter im Raum, bekommen sie weniger Licht und entsprechend weniger Wasser benötigen sie.
Kontrolliere deine Pflanzen intensiv auf Schädlinge. Kannst du keine entdecken, stelle deine Pflanzen zusammen. Zum Beispiel in der Mitte des Raumes auf einen Tisch. Durch das Zusammenstellen wird die Luftfeuchtigkeit erhöht.

Im Winter solltest du in dem Raum, in dem deine Pflanzen stehen, die Heizung nicht komplett abstellen. Im Sommer wiederum, ist es wichtig, dass die Hitze sich nicht staut. Wenn es dir möglich ist, solltest du ein Fenster auf Kipp lassen.
Bevor du nun losfährst, gib deinen Pflanzen einen ordentlichen Schluck Wasser. Gieße aber nicht auf Vorrat. Bei der letzten Gießrunde, kannst du auch gerne nochmal düngen. So haben deine Pflanzen genug Nährstoffe und eine Notreserve, wenn du weg bist.
Ich bin mir sicher, mit solchen kleinen Vorbereitungen kannst du länger unbeschwert in den Urlaub fahren, als du denkst.
Selbstbewässerung für Zimmerpflanzen
Natürlich kann es sein, dass du wesentlich hellere Lichtverhältnisse hast als ich. Oder du auch mal länger als zwei Wochen in den Urlaub fahren möchtest. Für diese Fälle gibt es sogenannte Selbstbewässerungssysteme.
In der Regel handelt es sich dabei um kleine Tonkegel, die in die Erde gesteckt werden. Bei dem Ton handelt es sich um ein Feuchtigkeit durchlässiges Material. Das im Tonkegel gespeicherte Wasser wird dabei nach Bedarf an das Pflanzensubstrat und damit an die Wurzeln abgegeben.

Wie das Wasser in den Tonkegeln gespeichert wird, hängt ganz von dem System ab. Manche Kegel sind so konstruiert, dass du eine Wasserflasche kopfüber reinstellen kannst. Andere haben kleine Schläuche oder Dochte integriert, die in ein Wasserbehältnis gehängt werden können. Wichtig bei jeder Variante ist, dass kein Vakuum entsteht und das Wasser beständig durch den Kegel gezogen werden kann.

Kleiner Tipp: Aus Erfahrung kann ich sagen, dass du nicht versuchen solltest, Dünger über diese Tonkegel der Pflanze zu zu führen. Die Mineralstoffe können nicht durch das Tonmaterial dringen und die Salze vertrocknen dadurch den Tonkegel.
Pflanzenbewässerung selber bauen
Alternativ kannst du auch selbst ein Bewässerungssystem bauen. Dafür kannst du PET-Flaschen nutzen. Bohre dafür ausreichend Löcher in den Deckel. Fülle die Flasche auf. Stülpe einen alten Nylonstrumpf über die Öffnung und schraube dann den Deckel drauf. Der Nylonstrumpf verhindert, dass die Löcher im Deckel direkt mit Erde verstopfen. Stecke nun die Flasche mit dem Flaschenkopf zuerst in die Erde.
Alle der bisher genannten Methoden solltest du übrigens mit genügend Vorlaufzeit testen. Die Tonkegel haben super bei meinen Balkonpflanzen und einigen meiner Zimmerpflanzen, wie der Strahlenaralie, funktioniert. Meine Alocasia Polly fand diese Art der Bewässerung allerdings gar nicht gut.
Die Variante mit der PET-Flasche hat bei meinen Balkonpflanzen auch nicht immer funktioniert. Häufig ist das Wasser in der geschlossenen Flasche schneller verdunstet, als es die Pflanzen benötigt haben.
Urlaubsbewässerung in der Badewanne
Für Pflanzen mit besonders hohem Wasserbedarf, kannst du ein automatisches Bewässerungssystem nachbauen. Dafür füllst du deine Badewanne oder die Küchenspüle bei verschlossenem Abfluss mit ein paar Zentimeter Wasser. Danach legst du ein Handtuch hinein und stellst deine Pflanzen ohne Übertopf in das stehende Wasser. So können sich die Pflanzen das Wasser nach Bedarf ziehen. Das funktioniert natürlich nur mit Pflanztöpfen, die über Drainagelöcher verfügen.
Übrigens sind alle bisher genannten Methoden der Pflanzenbewässerung keine Dauerlösung. Über Wochen hinweg würde das Substrat zu feucht sein, was nicht jede Pflanze toleriert.
Belüftung von Gewächshäusern und Pflanzenvitrinen im Urlaub
Wenn du daheim Vitrinen oder kleine Gewächshäuser hast, bist du natürlich noch anderen Herausforderungen ausgesetzt. Pflanzenlichter und Heizmatten kannst du ganz einfach über Zeitschaltstecker steuern. Ein bisschen komplizierter wird es, wenn dein Gewächshaus über keinen Ventilator verfügt.
Bei meinem kleinen Glashaus hat es beispielsweise wunderbar funktioniert, mithilfe eines Taschentuches den Glasdeckel einen Spalt offen stehen zu lassen. Die Luftfeuchtigkeit ist dadurch nur geringfügig gesunken, ein gewisser Luftzug war aber gegeben. Wenn du über eine große Vitrine verfügst, aber noch keinen Ventilator, wäre das eventuell eine Überlegung wert, sofern es sich integrieren lässt.
Auch hier gilt wieder, teste deine Methoden ein paar Mal aus, bevor es ernst wird.
Freunde und Familie um Hilfe bitten
Und zu guter Letzt gibt es natürlich immer die Möglichkeit Freunde oder Familie um Hilfe zu bitten. Vielleicht hast du ja eine stolze Pflanzenmama oder -Papa in deiner Nähe. Ansonsten wähle deinen Pflanzensitter mit Bedacht. Häufig fällt dem Sitter viel zu spät ein, dass er ja aushelfen wollte und die Pflanzen werden aus dem Schuldgefühl heraus schnell übergossen.
Schau, dass du wen findest, dem bewusst ist, wie viel (emotionalen) Wert Pflanzen für dich haben und der bereit ist, sich die Zeit für deine Pflanzen zu nehmen. Schreibe eine detaillierte Checkliste, was zu beachten ist. Zum Beispiel auf ein Post-it, das du dann an den jeweiligen Topf klebst. Lege alle Tools bereit, die deinem Pflanzensitter helfen können (Feuchtigkeitsmesser, Gießkanne, weitere Anleitungen, etc.). Das mag nach viel Aufwand klingen und ist es vermutlich auch. Am Ende machst du‘s so aber auch dem Pflanzensitter wesentlich einfacher, weil du mögliche Unsicherheiten beseitigst.
Wenn du aus dem Urlaub zurück kommst, und einer deiner Pflanzen (egal bei welcher Methode) verdurstet aussieht, stelle sie erst einmal in ein Wasserbad. Wie gehabt: Wasser in eine Schüssel laufen lassen, Pflanzen in ihrem Innentopf mit Draingelöchern (also ohne Übertopf) für ein bis zwei Stunden in die Schüssel stellen. So hat die Pflanze Zeit in ihrem Tempo das Wasser aufzunehmen, wie sie es braucht. Ist das Substrat durch die Trockenphase arg verklumpt, kann es das Wasser, dass du sonst von oben gießt, gar nicht so schnell aufnehmen.
Wenn du noch Fragen zum Thema Urlaubsbewässerung hast, kannst du dich jederzeit gerne bei mir über Instagram oder WhatsApp melden. Ich freue mich auf dein Feedback.